Deutsch lernen auf C2-Niveau
Eine Kursleiterin blickt zurück auf das Semester.
Bei Aida lernen Frauen auf allen Niveaus Deutsch: Von der Alphabetisierung bis zum höchsten Niveau C2. Wie das Frühlingssemester 2024 in der C2-Klasse war, welche Themen behandelt wurden, erfährst du in diesem Beitrag.
Die Klasse war mit fünf Teilnehmerinnen klein. Dies, und weil die Frauen bereits seit einigen Semestern zusammen lernen, hat sich auf die Atmosphäre ausgewirkt. Es war ein diskussionsreiches, intensives Semester in intimem Rahmen. Die Heterogenität, fällt aufgrund der allgemein hohen Sprachkompetenz beim Unterrichten nicht mehr so stark ins Gewicht. Auch kennen sich die Teilnehmerinnen und wissen um die Stärken und Schwächen ihrer Kolleginnen. So fangen sie sich oft gegenseitig auf.
Welche Themen standen im Vordergrund?
Wir arbeiten mit einem Lehrmittel, das mir und der Klasse einen Rahmen gibt. Ergänzt werden die Übungen mit ganz viel aktuellem Material aus Tageszeitungen, Magazinen, anderen Lehrmitteln und Online-Übungen. Die bearbeiteten Kapitel waren «Politisches & Amtliches», in dem wir viel über die politischen Systeme in verschiedenen Ländern diskutiert und geschrieben haben. Dann folgte das Kapitel «Sprache & Kommunikation», mit Erfahrungsaustausch über Mediengebrauch, Medienmacht, Entwicklungen im Kommunikationsverhalten.
Im C2-Kurs beenden wir den Kursabend immer mit einem kleinen Literaturzirkel. In diesem Semester haben wir «Die Deutschlehrerin» und «Das Päckchen» gelesen. Manchmal bringe ich Leitfragen mit, um die Diskussion über das Gelesene anzuregen. In diesem Semester war dies nicht nötig, da die Frauen darauf brannten, darüber zu reden, was alles geschehen ist, welche Hauptfigur sich ihrer Meinung nach völlig daneben verhalten hat und auf welche Wendungen in der Geschichte sie noch hoffen.
Gab es ein besonderes Highlight, von dem du uns erzählen möchtest?
Die C2-Klasse zu unterrichten, ist für mich fast immer ein Highlight. Die Frauen sprechen spontan, drücken sich sehr eloquent aus und haben einen natürlichen Redefluss. Das Unterrichten ist daher eher ein Coaching: Ich stosse Diskussionen an, gebe kurze Inputs zur Grammatik oder zu Textsorten. Dann arbeiten die Frauen selbständig. Ich leite und korrigiere, wenn nötig.
Besonders Freude hatte ich in einer der letzten Kursstunden. Eine vorbereitete Übung erschien mir kurz vor Unterrichtsbeginn nicht mehr passend und ich musste mir spontan eine Alternative einfallen lassen. Ich hatte eine Zeitschrift dabei in der ein Interview mit einer Bergsteigerin abgedruckt war. Bergsteigen hat eine tragende Bedeutung in Franz Hohlers «Päckchen». Ich habe daher die Fragen des Interviews mit Tipp-ex gelöscht und den Text so kopiert, dass jede Frau einen anderen Teil des Interviews mit «leeren» Fragen hatte. Die Aufgabe war, anhand der gegebenen Antworten die passenden Fragen herauszufinden. Die Frauen haben diese Aufgabe mit grosser Begeisterung gelöst und haben die Fragen zumindest sinngemäss korrekt erraten.
Hast du in diesem Semester eine Weiterbildung besucht? Falls ja, welche?
Anfang Jahr stand die Erneuerung meiner Prüferinnen-Lizenzen für telc B1/B2 und telc C1/C2 an. Ich habe diese Auffrischung online gemacht. Im Rahmen der Vorbereitung habe ich mich mit den verschiedenen GER-Niveaus auseinandergesetzt. Das hilft nicht nur beim Prüfen, sondern auch beim Unterrichten.
Wie war der Semesterabschluss?
Am letzten Kursabend sind wir in ein Restaurant gegangen. Wir haben uns unterhalten: über Fussball, wie wir unsere Partner kennengelernt haben, über unterschiedliche, immer komplexere Migrationsgeschichten, über den Umgang mit der eigenen Landesgeschichte in verschiedenen Ländern. Also über Themen, in einem Tempo und mit einer Sprachkompetenz, die durchaus dem Niveau C2 entsprechen, das auf der Website des GER unter anderem mit folgendem Satz beschrieben ist: «Kann sich spontan, sehr flüssig und genau ausdrücken und auch bei komplexeren Sachverhalten feinere Bedeutungsnuancen deutlich machen.»