Wenn ich male, atmet meine Seele
Fatemeh Daneshvar Tayeb im Gespräch
Sie malt, um zu verarbeiten: Ihre Flucht, den Verlust des Vaters, schlimme Erlebnisse. Seit Anfang Mai hängen ihre Werke in den Räumen von Aida. In diesem Blog erfährst du mehr über Fatemeh Daneshvar Tayeb - die Frau, die die Bilder gemalt hat.
Fatemeh, erzähl uns bitte kurz deine Geschichte und wie du in die Schweiz gekommen bist.
Ich bin 1988 in Afghanistan geboren und bereits als kleines Kind mit meiner Familie aus meiner Heimat in den Iran geflohen. Nachdem mein Vater festgenommen, gefoltert und schliesslich getötet wurde, habe ich viele Jahre in Angst und Zurückgezogenheit gelebt. Weitere schwere Erlebnisse zwangen mich schliesslich, den Iran zu verlassen. Mit 26 Jahren war ich 48 Tage auf der Flucht. Es waren Tage voller Unsicherheiten, mit wenig Nahrung, Übernachtungen in beengten Verhältnissen und gefährlicher Überfahrten. Über Wien führte mein Weg in die Schweiz: über Altstätten und Laax nach Herisau und schliesslich nach St.Gallen. Hier bin ich endlich zur Ruhe gekommen, habe wieder Freundinnen und Halt gefunden.
Deine Bilder erzählen ganz viele Geschichten – schöne und traurige. Wann malst du am liebsten?
Ich male unabhängig von meiner Stimmung: Wenn ich froh und dankbar bin, aber auch, wenn ich traurig und wütend bin. Das Malen ist für mich ein wichtiger Weg, Gefühle zu verarbeiten und neue Kraft zu schöpfen. Mit Farben kann ich erzählen, was Worte nicht sagen können.
Wann hast du angefangen mit dem Malen?
Schon früher habe ich gerne und viel gemalt. In der Schweiz konnte ich zwei Kurse besuchen, in denen ich viel über Farben und Materialien gelernt habe. Nun entwickle ich meinen Stil immer weiter. Aktuell experimentiere ich mit Strukturen: Ich trage eine Paste auf und kratze das Bild reliefartig weg.
Was fühlst du, wenn du nun deine Bilder an den Wänden von Aida siehst?
Es ist ein tolles Gefühl. Ich bin sehr stolz und dankbar. Die Ausstellung ist meine erste und hat schon Mut gebraucht. Meine Bilder bedeuten mir viel und Aida bedeutet mir viel. Nun kann ich Aida mit meinen Bildern auch etwas geben.
Vielen Dank für das Gespräch!
