Volksmehr, drei Säulen, sieben Bundesrät:innen
Aida bietet neu einen Vorbereitungskurs für die Einbürgerung an.
Mit gemischten Gefühlen, doch ganz viel Neugier, bin ich im Februar gestartet. Es ist das erste Mal, dass Aida einen Einbürgerungskurs anbietet, das erste Mal, das ich diesen Kurs leitete. Ein Pilotprojekt also.
Ich startete mit vielen Fragen rund um den Einbürgerungsprozess im Hinterkopf:
Was weiss ich als Schweizerin eigentlich alles über die Schweiz? Was soll man wissen, wenn man Schweizerin oder Schweizer werden will? Wie läuft das Einbürgerungsverfahren genau ab? Wo finde ich alle diese Informationen? Warum informieren die einen Kantone so viel besser als die anderen? Was wissen die Teilnehmerinnen schon alles, weil sie hier leben? Was ist neu für sie? Was wollen sie wissen? Gleich während den ersten Minuten am ersten Kurstag merkte ich: mit diesen vier Frauen, die alle ebenso neugierig und wissensdurstig sind wie ich, wird das ein spannender, lernintensiver und freudiger Kurs.
Viele verschiedene Herkunftsländer – ein Ziel: Schweizerin zu werden
Die Kursteilnehmerinnen kommen aus Brasilien, Polen, Portugal und Somalia. Das Sprachniveau ist B1 aufwärts. Klar, denn wer im Kanton St. Gallen den Einbürgerungstest machen möchte, muss ein Sprachzertifikat von mindestens B1 vorlegen. Wir kannten uns untereinander nur teilweise, die einen sehr gut, die anderen noch nicht, doch sehr schnell wurden wir eine kleine, eingeschworene Lerngruppe. Die Frauen waren sehr motiviert und trafen sich oft schon vor Kursbeginn, um gemeinsam zu repetieren und diskutieren.
Schweizer Politik, Geografie und Geschichte spielerisch lernen
Gesamtschweizerisch sind für den Einbürgerungstest sechs Themen vorgesehen:
– Geographie, Geschichte, Sprachen
– Demokratie und Föderalismus
– Rechte und Pflichten
– Soziales, Sicherheit, Gesundheit
– Arbeit und Bildung
– Religion und Feiertage
Dazu wird kantonales und kommunales Wissen abgefragt. An diese Themen habe ich mich auch für die Kursinhalte gehalten.
Nebst dem methodischen Lernen dieser Lerninhalte, sehr viel gemeinsamem Lesen, und Erarbeiten des Fachwortschatzes mit Hilfe eines Glossars, haben wir viel gespielt und gelacht.
Schweizer Memory zum Beispiel eignet sich sehr gut, um querbeet Wissen über die Schweiz anhand von Bildern und deren Bedeutung zu erlangen, aber auch Multiple-Choices, zum Beispiel mit Kahoot, Kärtchen, Bilder, Texte legen und zuweisen, die Gesichter der Bundesräte den Namen, Departementen und Parteien zuordnen.
Wichtig war es für mich, mit vielen Bildern und viel Bewegung zu arbeiten. Ausserdem sollten die Teilnehmerinnen möglichst viele Zusammenhänge, auch in den Wortbedeutungen, verstehen. Denn so kann man an einem Test auch eine Frage beantworten, deren Antwort man nicht weiss, indem man versucht, diese logisch abzuleiten.



Lehren und lernen
Dieser Kurs hat für mich zwei gegensätzliche Seiten. Einerseits kann ich sehr vieles aus dem Bauch heraus erzählen, einfach weil ich es weiss, weil ich hier aufgewachsen bin, oder mich dafür interessiere, zum Beispiel beim Thema Geografie. Andererseits weiss auch ich bei einigen Themen noch wenig und lerne vieles wieder, oder neu dazu, indem ich mich während der Vorbereitung in die Materie einlese, oder anhand der Fragen der Teilnehmerinnen gemeinsam mit ihnen nach Antworten recherchiere. Diese Mischung macht den Kurs für mich sehr interessant.
Motiviert, den Röstigraben mit Dürrenmatts Bratwurst zu überwinden
Die Motivation, die Freude der Frauen jeden Mittwoch, haben diesen gesamten Kurs in diesem Semester zu einem Highlight gemacht. Die vier Frauen waren alle so interessiert, neugierig und wollen alles lernen und verstehen –Röstigraben, Bundesverfassung, Doppeltes Mehr, drei Arbeitssektoren, indirekte Steuer, Bise oder Föhn?, Bonus-Malus-Regelung, Kollegialitätsprinzip, Drei-Säulen-Prinzip, Sachversicherung, Passarelle, Reformation, Tertiärstufe, Gewaltenteilung, Wasserschloss, Franchise, Dürrenmatt, Bratwurst, Fondue oder doch eine Verordnung? Das entscheidet das Volksmehr.
Der Einbürgerungskurs hat mir so viel Spass gemacht, dass ich ihn noch einmal leiten werde. Ich danke den vier Frauen, die diesen Kurs so wunderbar mitgestaltet haben!



Es gibt noch freie Plätze im kommenden Semester. Melde dich jetzt an oder frag im Sekretariat, wenn du mehr Informationen brauchst!