Jahreskonferenz der Eidg. Migrationskommission (EKM)
Ein Erlebnisbericht von Brigitte Eigenmann.
Jedes Jahr macht das Team der Geschäftsstelle einen Ausflug. Der Besuch der Jahreskonferenz der EKM gehört inzwischen zur Aida-Tradition. Lea Dettling und Mechthild Eicher vom Sekretariat, Franziska Bürkler vom Prüfungszentrum und Monica Eigenmann und Brigitte Eigenmann von der Geschäftsleitung reisten am 6. April nach Bern. Das diesjährige Thema: Soziale Sicherheit in der Migrationsgesellschaft
Wir verbinden den Besuch der Konferenz immer mit einer gemütlichen Zugfahrt nach Bern und einem gemeinsamen Essen. Das Gesellige hat ebenso seinen Raum wie der Besuch der meist sehr interessanten Vorträge zu verschiedenen Migrationsthemen. Die Tagung wird immer in Französisch und Deutsch geführt.
Auftaktrede von Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider
Frau Baume-Schneider war lange Zeit im Sozialwesen tätig, das war in ihrer prägnanten und eindrücklichen Rede stark spürbar. Sie kennt die Herausforderungen und teilt die Erfahrungen, die wir in unserer Arbeit machen. Denn in der Migrationsgesellschaft Schweiz sind nicht alle gleich gut geschützt. So müssen etwa Menschen ohne Schweizer Pass bei einem Sozialhilfebezug mit ausländerrechtlichen Konsequenzen rechnen. Manche verzichten deshalb auf Sozialhilfe und stehen stattdessen bei Hilfswerken für Essen an, verschulden sich oder sparen bei den Grundbedürfnissen.
Grundrecht und Ungleichheiten
Frau Eva Maria Belser, Professorin Universität Freiburg, hat uns mit ihrem Wissen über die Schwierigkeiten der rechtlichen Situation beeindruckt. Ihr Referat zu «Soziale Sicherheit und der Anspruch auf Sozial- und Nothilfe: Ein grundrechtlicher Blick auf die Ungleichheiten in der Migrationsgesellschaft Schweiz» zeigt aber auch die traurige Realität der Ungleichheit von Migrant:innen und Nicht-Migrant:innen auf.
Jean-Pierre Tabin, Professeur honoraire Haute école de travail social et de la santé Lausanne hat ein Referat zum Thema «Selective Solidarität : Wer ist in der Migrationsgesellschaft mit wem solidarisch» (Solidarité sélective : qui est solidaire avec qui dans la société de migration) gehalten.
Weiter haben wir folgende Vorträge gehört:
- Oliver Hümbelin, Professor Berner Fachhochschule : «Hürden des Sozialhilfebezuges und Chancen einer neuen Armutsbeobachtung»
- Mirjam Zbinden, Projektleiterin Nationale Plattform gegen Armut, Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) : «Wenn ihr mich fragt…» – das Wissen und die Erfahrung von Betroffenen einbeziehen
- Michael Zeier und Christian Vukasovic von ADT Vierte Welt : «Armut überwinden – zusammen mit den Menschen, die sie erleben. Eindrücke aus dem partizipativen Forschungsprojekt «Armut – Identität – Gesellschaft»
Die drei wichtigsten Erkenntnisse
Die Erkenntnisse der verschiedenen Forschungen decken sich mit unseren Erfahrungen aus der Praxis. Für einige Teilnehmerinnen unserer Deutschkurse ist es schwierig, den Aufenthaltsstatus zu verändern oder eine besser bezahlte Arbeit zu finden. Diese Teilnehmerinnen sind somit auch ausgeschlossen von den Sozialversicherungsleistungen wie IV, RAV und EO.
Oliver Hümbelin hat in seinem Referat sehr spannende Resultate aufgezeigt: Wenn Sozialhilfegelder um 100 Franken pro Monat und Person erhöht werden, hat dies eine bessere Arbeitsintegration zur Folge. Das zusätzliche Geld sorgt für Raum und Zeit und ermöglicht es den Menschen, eine Stelle zu finden.
Die meisten Menschen möchten ihre Möglichkeiten nutzen. Ein unabhängiges und selbständiges Leben ist ihr grosses und wichtiges Ziel.
«Lernfeld» Apéro
Bei Aida organisieren wir ab und zu Apéros. Bereits für 30 Gäste gibt es da einiges zu tun. Daher sind wir an der EKM-Konferenz jedes Jahr fasziniert, wie schnell die ca. 300 teilnehmenden Personen verpflegt sind. Innerhalb von 30 Minuten hatten alle gegessen, so effizient war der Steh-Lunch vorbereitet. Geschmeckt hat es auch! So sind auch die Geselligkeit und der Genuss nicht zu kurz gekommen. Die schweren Themen aus den Referaten waren nach diesem heiteren Abschluss buchstäblich leichter verdaulich.