Geschichten

Beitrag vom 28. Juli 2023

Autorin: Sarah Matjaz

Rubriken: Aus dem Aida-Alltag

Vielfältige Meinungen und Ansichten

Eine Kursleiterin blickt zurück aufs Semester.

Nervosität am Anfang, Aufgeräumtheit am Schluss: Sarah Matjaz spricht über ihre Erfahrungen mit dem Kurs «Konversation B1/B2».

Der Start ins Frühlingssemester war für mich speziell, weil ich vorher ein Semester Baby-Pause hatte. Da hat mich so viel anderes beschäftigt, dass ich ein halbes Jahr lang überhaupt nicht an die Schule gedacht habe. Ich war ein bisschen nervös und unsicher, ob ich noch unterrichten kann. Die Kursteilnehmerinnen waren vom ersten Tag an aber sehr offen und wohlwollend. Und ich war froh über die Erkenntnis, dass man das Unterrichten in einem Semester nicht verlernt und dass ich immer noch so gerne arbeite.

Klein, aber vielfältig

Die Klasse war mit sechs Kursteilnehmerinnen eher klein, aber in ihrer Zusammensetzung super interessant. Die Kursteilnehmerinnen kommen aus den USA, aus Japan, Kamerun, Syrien, Serbien und Russland. Das sind so verschiedene Kulturkreise, dass wir die Themen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven betrachtet haben. Wir haben uns schnell etwas besser kennengelernt; so dachte ich zumindest. Bis wir Mitte Semester das Thema Schule hatten, mit einer Vortragsreihe zu den Schulsystemen in den verschiedenen Ländern. Da haben wir nochmals sehr viel über das Leben der einzelnen Frauen erfahren. Wir hatten angeregte und anregende Diskussionen über ideale Schulen, Vor- und Nachteile von Tagesschulen und die Sinnhaftigkeit von Noten.

Fünf von vielen Themen

Die Kursteilnehmerinnen konnten Themen vorschlagen, über die sie im Semester gerne sprechen möchten. Wir haben an der Tafel gesammelt und uns für fünf Themen entschieden. Dabei spielte unter anderem meine Erfahrung eine Rolle, welche Themen auch in anderen Konversationskursen funktioniert haben. Wir haben folgende Themen ausgewählt

– Telefongespräche führen / Termine abmachen
– Arbeit und Bewerbungsgespräche
– Schulsysteme und Ausbildung
– Gesundheit
– St.Gallen

Für das Thema «St.Gallen» fehlte uns dann leider doch die Zeit. Wir haben das hoffentlich etwas wettgemacht, indem wir am letzten Kurstag ins Klosterbistro gegangen sind und einen sehr schönen Abschluss bei Kaffee und Kuchen hatten: St. Gallen in kulinarischer Form.

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Einstehen für die eigene Meinung

Ein Highlight ist für mich immer, wenn ich merke, dass die Kursteilnehmerinnen aus sich herauskommen. Wenn sie etwas Persönliches erzählen oder für etwas leidenschaftlich einstehen. Dann entstehen meiner Meinung nach die lebendigsten Diskussionen. Das ist zum Beispiel beim Thema Schulsysteme passiert. Die Kursteilnehmerinnen haben von ihren eigenen Schulerfahrungen erzählt und wir haben die «ideale» Schule gegründet – in der Theorie. Zudem war ich sehr beeindruckt über die verschiedenen Ansichten und Meinungen, als wir darüber diskutiert haben, was Kinder in der Schule lernen sollen.

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Methodische Vielfalt

Am Anfang der Stunde haben wir immer ein kurzes Warm-up gemacht und etwas von der letzten Stunde repetiert. Da setzte ich sehr gerne Bilder und Fotos ein. Die Teilnehmerinnen wählen eines aus und sprechen darüber. Ein Teil des Unterrichts fand im Plenum statt. Da haben wir zum Beispiel gemeinsam Wortschatz gesammelt, Ausdrücke geklärt oder etwas gemeinsam erarbeitet. Danach haben wir in Gruppen- oder in Partnerarbeit Rollenspiele gemacht, Diskussionen geführt oder eine Präsentation vorbereitet. Wenn ich den Eindruck hatte, dass uns allen etwas Bewegung guttun würde, zum Beispiel an müden Regentagen, sind wir in die Cafeteria gegangen und haben mit Fragekärtchen «gewimmelt». Ausserdem haben wir auch mal ein Grammatikthema angeschaut, wenn etwas gerade bei allen aktuell war.

Lehren und lernen

Im nächsten Semester besuche ich den Workshop Kreativer Einsatz von Alltagsgegenständen im Sprachunterricht. Dieses Semester habe ich keine Weiterbildung besucht. Dennoch habe ich vieles gelernt, unterrichten ist ja auch für die Kursleiterin eine stetige Weiterbildung. Für mich war dieses Semester wichtig, zu entscheiden, was jetzt gerade wichtig ist und wie ich meine Energie am besten einsetze. Das hatte unter anderem zur Folge, dass sich meine ganzen Arbeitsblätter unorganisiert auf einem riesengrossen Stapel angesammelt haben. Sie warten jetzt darauf, dass ich sie wieder sortiere und einordne.

Zum Abschluss Kuchen, Kaffee und einen klaren Kopf

Ein Abschluss war der letzte Kurstag, als wir ins Café gegangen sind und eine gute Zeit hatten. Es macht für die Gesprächsatmosphäre einen Unterschied, ob man im Klassenzimmer vor der Tafel oder unter einem Sonnenschirm vor einem Stück Kuchen sitzt. Ausserhalb des Unterrichtszimmers ergeben sich nochmals ganz andere Gespräche. Der zweite Abschluss für mich ist, in Ruhe alles aufzuräumen. Das mache ich in den Sommerferien. Während ich meine Unterlagen ordne, lasse ich das Semester nochmals Revue passieren. Das hilft mir, einen klaren Kopf zu kriegen und das Semester mit einem zufriedenen, aufgeräumten Gefühl abzuschliessen.

Hier geht es zum Interview mit Sarah Matjaz in der Jubiläumszeitung 2022